Natürliche offene Portraits

Dort, wo sonst nur Autos abgestellt werden, herrscht an zwei der wenigen sonnigen Tage des Kölner Sommers Hochbetrieb. Statt langweilig geparkter Karossen, treffen hier lebhafte Menschen unterschiedlichster Nationalitäten aufeinander, um sich im 15-Minuten-Takt ablichten zu lassen. Der Kölner Fotograf Stefan Wernz hat mittels logistischer Unterstützung der Auftraggebeins bikup zum Termin geladen.

Ausgebildete und angehende Sprach- und Integrationsmittler:innen zeigen im Wechsel mit Dozent:innen und Mitarbeiter:innen ihr Gesicht.

Der Auftrag ist eindeutig, die Personen sind vielseitig. Im Mittelpunkt steht jeder einzelne Mensch. Varina Morales, die Geschäftsführerin von bikup, möchte den neuen Internetauftritt ihrer gemeinnützigen Organisation so gestalten, dass alle in ihrer Individualität gesehen werden, um die Vielfalt des Ganzen zu zeigen. bikup ist Dreh-und Angelpunkt für Menschen unterschiedlichster Herkunft, die als kultursensible Dolmetscher:innen zwischen Migrant:innen und Vertreter:innen hiesiger Behörden und Institutionen vermitteln. Hier geht es lebhaft zu. Um diese Lebendigkeit in Porträts festzuhalten, wendet Wernz eine spezielle Technik an.

Gemeinsam mit seiner Assistentin Kristina spannt er ein großes Sonnensegel auf dem Dach und wählt eine sehr offene Blende von 2,8. Dadurch gelingt es ihm den Fokus ganz scharf auf die Augen der Porträtierten zu richten. Für jeden der 30 Teilnehmer:innen des Fotoshootings nimmt er sich rund 15 Minuten Zeit. Der vielgereiste und weltoffene Fotograf versteht sich bestens darauf, jedem:r Einzelnen in einem kurzen Gespräch über kulturelle Besonderheiten und banale Alltäglichkeiten die anfängliche Nervosität zu nehmen.

„Wenn die Leute über das reden, was ihnen wirklich am Herzen liegt, sieht man das Feuer in ihren Augen“, so Wernz. Genau auf diesen Moment wartet er. Sobald die Anspannung verfliegt und die Augen zu leuchten beginnen, drückt er auf den Auslöser. So entstehen natürliche Aufnahmen, die bis auf wenige Kontrastnachbearbeitungen völlig unretouchiert Menschen hinter den Gesichtern zeigen. Menschen, die sich für andere Menschen einsetzen. Menschen, die zwischen Menschen vermitteln, die an ihrer Arbeit Freude haben.

Den Portraitierten und auch Stefan Wernz hat das Shooting in dieser lebendigen Atmosphäre Spaß gemacht, weil er im Miteinander verschiedener Kulturen und im gegenseitigen Austausch eine große Bereicherung für alle Beteiligten sieht.

Seine Porträtaufnahmen werden demnächst in einer Ausstellung zu sehen sein.

24.06.2011 von Irma Wagner