BF: Hallo Herr Wernz, sie haben als eines Ihrer liebsten Bilder aus 2015 ein Foto ausgesucht, dass die Zuschauer auf einem Konzert beim Dong Festival auf dem Mount Moshmore zeigt. Gerade das Zusammenspiel aus der Frau, die Sie bemerkt hat und dem Mann, der begeistert den Musikern zujubelt, macht das Foto spannend. War dies ein freies Projekt, oder ein Job und was macht gerade dieses Bild für sie persönlich zu Ihrem Lieblingsbild? Stefan Wernz: Das Foto ist im Rahmen eines freien Projektes zur bildhaften Darstellung der „Steigerung des Wohlbefindens durch Heavy Metal“ entstanden, welches ich aktuell mit der Psychologin Susanne A. Eischeid realisiere. Neben potentiellen Ausstellungen entwickeln sich bei mir häufig aus freien Arbeiten Jobs bzw. fließen in diese ein. Beispielsweise auf der Photokina für Vorträge am Tamron-Messestand zum Thema Konzert- und Peoplefotografie. Das Bild zeigt für mich die perfekte Symbiose der energetischen Stimmung und zugleich friedlichen Atmosphäre bei den Besucher_Innen des Dong Open Air. Diese positive Ausstrahlung macht es für mich ganz besonders und zu meinem Lieblingsbild 2015.   BF: Wo liegen die Anforderungen an einen Fotografen bei Veranstaltungen wie diesen? Sind es die Lichtverhältnisse, den richtigen Standpunkt zu finden, oder eher Situationen wie diese zu erwischen? Stefan Wernz: Sich ständig verändernde Lichtquellen, die Raumverhältnisse, sowie die schnellen Bewegungen von Band und Publikum stellen die Herausforderungen der Konzertfotografie dar. Hierbei sind professionelles Equipment – ich arbeite aktuell mit einer NIKON D4 sowie Objektiven von Tamron und Nikon – und einer hohe ISO hilfreich. Damit ausgestattet liegt mein Fokus darauf, mich komplett auf den Konzert-Moment einzulassen. Diese Haltung ermöglicht mir, mit freiem Kopf und Herzen zu fotografieren, um besondere, hochemotionale Momente fest zu halten.   BF: Wussten Sie eigentlich schon bei der Aufnahme, dass dies ein ganz besonderes Bild für Sie sein wird, oder hat sich das erst später im Auswahlprozess ergeben? War sofort klar, dass es in „schwarz / weiß“ besonders gut wirken wird? Stefan Wernz: Die Mischung aus begeistertem Publikum, persönlicher Ansprache, nachdenklichen Zuschauern und verliebtem Pärchen hat mich so begeistert, dass ich diese Stimmung unbedingt bildlich einfangen wollte. In diesem Augenblick dachte ich aufgrund der vielen starken Akzente bereits an schwarz/weiß, um die Komplexität des Bildes auf das Wesentliche zu reduzieren. Farbe kann ein Bild auch belasten. Die letztendliche Entscheidung fiel dann nach dem gesamten Auswahlprozess in der Post.   BF: Welche fotografische Motivation begleitet Sie ins Jahr 2016? Gibt es schon fest geplante freie Projekte oder einen „Traumjob“ in Aussicht? Stefan Wernz: Meine fotografische Motivation resultiert seit 25 Jahren daraus, neue Menschen und Länder kennen lernen zu dürfen und in ihrer Einzigartigkeit fest zu halten. In diesem Zusammenhang durfte ich bereits viele Traumjobs realisieren, welche häufig mit Reisen – z. B. nach Australien, Eritrea, Island, Kanada, Südafrika, Marokko oder Mauritius – verbunden waren. Hieran werde ich 2016 sowohl im Job als auch in freien Projekten anknüpfen. In Planung ist beispielsweise eine Dokumentation über die faszinierenden Gegensätze deutscher Landschaften und Regionen. Des Weiteren werde ich mich weiter der Konzertfotografie und dem Heavy Metal widmen. Das Dong Open Air sowie das Wacken Open Air stehen bereits fest im Terminkalender.   BF: Wie würden Sie selber Ihre Bildsprache beschreiben? Was ist Ihnen bei einer Aufnahme wie dieser besonders wichtig, worauf legen Sie am meisten wert beim Fotografieren? Stefan Wernz: Im Focus meiner Bildspache steht die emotionalen Grundaussage, Licht und Bildaufbau sind ebenfalls wichtige Elemente meiner Fotos.